Lautsprecher Watt angaben

Warum dir simple Watt-Angaben nichts nützen.

Um wenige Angaben ranken sich in der High Fidelity so viel Blödsinn, Halbwahrheiten und Täuschungen wie um die Leistungsangaben in Watt. Wie laut und wie gut du deine Lieblingsmusik hören kannst, hat mit Prospekt-Protzereien und drögen Datenblättern erst einmal nichts zu tun. Ein Exkurs in das sumpfige Terrain von Watt und Lautstärke.

«Das ist eine 100-Watt-Box» prahlt die Internet-Seite, der Prospekt oder der Verkäufer. Wenn du clever bist, steigst du hier schon aus, denn der Spruch ist ausgemachter Blödsinn. Jedenfalls, wenn es um normale HiFi-Lautsprecher geht. Und erst recht, wenn er irgendwas aussagen soll über deren mögliche Lautstärke, mit der du zu Hause Musik hören kannst.

 

Watt ist die physikalische Einheit für Leistung. HiFi-Lautsprecher sind aber in über 90 Prozent aller Fälle Passivboxen, das heisst, sie erbringen keine Leistung, sie (ver)brauchen sie. Geliefert wird die Leistung vom Verstärker, beziehungsweise dessen Endstufen. Sie befeuern die Lautsprecher mit deren Lebenselixier. Hier sind Angaben wie «100 Watt pro Kanal» zumindest mal kein Unsinn, sondern nähern sich möglicherweise der Realität an. Nur: In dieser hat die Watt-Angabe eines Verstärkers leider auch wenig damit zu tun, was tatsächlich aus deinen Lautsprechern kommt.

Wieviel Watt brauche ich?

 

Auch wenn die Beziehung zwischen Lautsprechern und Endstufen kompliziert ist, lassen sich doch ein paar einfache Faustregeln aufstellen.

 

  1. Wenn du nicht lauter als gehobene Zimmerlautstärke hörst, kann dir die Wattangabe bei normalen Lautsprechern und Verstärkern schnuppe sein.

  2. Wenn du gerne mal aufdrehst, kauf dir zuerst einmal einen richtig starken und stabilen Verstärker. Testzeitschriften, die nicht nur vom Klang salbadern, sondern auch seriöse Messungen mit veröffentlichen, können da hilfreich sein. Wenn du nicht an solche Ergebnisse rankommst, können Prospektangaben zumindest ein winziges Bisschen helfen. Achte darauf, dass die angegebene Leistung an 4 Ohm, möglichst sogar 2 Ohm höher ist als die an 8 Ohm – das lässt erste Schlüsse auf die Stabilität zu. Lieber 100 als 10 Watt, aber ob 160 oder 150 Watt, spielt keine Rolle.

  3. Bist du ein Freund satter Pegel, willst aber nicht so viel für die HiFi-Anlage wie für einen Kleinwagen ausgeben? Dann achte auf den Wirkungsgrad. Auch da können Tests helfen. Falls keine zur Hand: Prospektangaben zum Wirkungsgrad sollten, so vorhanden, ab 90 dB/W/m ansagen.

 

Der wichtigste Tipp aber ist immer noch: Probehören. Zur Klangqualität sagen Wattzahlen nämlich erst recht nichts.

Ursache und Wirkung

 

Verfügt ein Lautsprecher über einen hohen Wirkungsgrad, so erzeugt er also eine grössere Lautstärke als ein Lautsprecher mit schlechtem Wirkungsgrad. Ein recht schlechter Wirkungsgrad ist etwa 78 db/W/m, ein recht guter 94 dB/W/m. Dabei bedeuten 10 dB plus eine Verdoppelung der subjektiv wahrgenommenen Lautstärke. Und dafür braucht jeder Schallwandler die zehnfache elektrische Leistung. Hat also ein Lautsprecher einen Wirkungsgrad von 80 db/W/m, so braucht er für HiFi-gerechte 90 dB bereits 10 Watt, für Pegel von 100 dB schon 100 Watt und für Spitzen von 110 dB schon 1000 Watt. Im oben genannten Beispiel braucht der Lautsprecher mit dem schlechteren Wirkungsgrad etwa das 26-fache an Leistung, um genauso laut zu spielen. Konkret: Der mit gutem Wirkungsgrad braucht für 100 dB nur 4 Watt, der mit dem schlechten 106 Watt. Du siehst: Eine einfache Wattangabe bei Lautsprechern bringt gar nichts.